Wenn ich zeitgenössische Romane lese, da kriege ich sofort eine Haltung, die ich für kontrolliert halte: Ich lese, kommentiere, gut gemacht, nicht schlecht gemacht oder auch: Prima, wie er das baut. Doch das reicht nicht. Ich möchte Bücher lesen, an denen ich schwer atme, die mich erschrecken, die mir aus der Hand fallen…. (Peter Härtling)
Für ihn war Schreiben wie Atmen. Peter Härtling suchte und fand in den Figuren seiner Bücher immer wieder neue Gefährten – oft Randständige, Außenseiter, die ihm zu lebenslangen BegleiterInnen wurden. Härtling brauchte sie. Atmete mit ihnen. Schrieb sie sich zur Seite. Mitunter geriet er beim Schreiben an das Ende seiner Kraft. Dann stockte der Atem, sein Körper rebellierte, er ging sich verloren. Bis er sich wieder fand – atmend, belebt, schreibend. Bis zuletzt.
Peter Härtling starb am 10. Juli 2017. Er wurde 83 Jahre alt.