Märchen erzählen. Von dem Kind, das an einem Frühlingsmorgen aufwachte, aus dem Fenster schaute und seinen Augen nicht traute: Auf der Straße standen jede Menge bleichgesichtige Fahnenschwinger und brüllten: „Nieder mit der Freiheit!“, „Alles Lüge!“, „Lachen verboten!“ und „Die Wahrheit ist blond!“ Das Kind machte ein ernstes Gesicht und fragte die Mutter: „Wo kommen denn plötzlich all die Blonden her?“
Da nahm die Mutter das Kind auf den Schoß, strich ihm zärtlich über das ebenholzschwarze Haar und seufzte traurig: „Das sind die Popoisten, die leben hier so lange ich denken kann und pöbelten sogar schon, als der Großvater noch ganz klein war. Es gibt zwar immer wieder Zeiten, da ziehen sie sich in die Wälder zurück, sammeln dort ihre schwarz-braunen Haselnüsse und kaum jemand bemerkt sie. Doch irgendwann schalten sie den ganzen Heino ab, stehen wütend vom Sofa auf, schwingen ihre Fahnen und wollen unbedingt das Volk sein.“
Das Kind schaute besorgt aus dem Fenster und hatte plötzlich eine Menge Fragen: „Kommt der böse Popoist, wenn ich mal lache? Dürfen wir tatsächlich nie mehr frei sein? Und muss ich jetzt immer Heino hören? “ Die Mutter lachte und schüttelte den Kopf: „Nein, keine Bange, wir sind hier ja im Märchen, da wird am Ende immer alles gut.“ Also blieben die beiden in ihrem Märchen, gingen aber nicht mehr aus dem Haus und warteten jeden Tag auf ein gutes Ende der Geschichte. Und wenn das Ende nicht gekommen ist, dann warten sie noch heute.